Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Leibniz Universität Hannover

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Diskussionspapiere - Hannover Economic Papers (HEP)

Does the Early Bird Catch the Worm? Instrumental Variable Estimates of Educational Effects of Age of School Entry in Germany

Autor: Patrick A. Puhani and Andrea M. Weber
Nummer: 332, Apr 2006, pp. 40
JEL-Class: I21, 21, I28, 28, J24

Abstract:
We estimate the effect of age of schoo entry on educational outcomes using two different data sets for Germany, sampling pupils at the end of primary school and in the middle of secondary school. Results are obtained based on instrumental variable estimation exploiting the exogenous variation in mont of birth. We find robust and significant positive effects on educational outcom for pupils who enter school at seven instead of six years of age: Test scores at the end of primary school increase by about bout 0.40 standard deviations and the probability to attend the highest secondary schooling track (Gymnasium) increases by about twelve percentage point.

Zusammenfassung:
Kinder, die auf Grund bestehender Regelungen mit ungefähr sieben anstatt mit etwa sechs Jahren eingeschult werden, ziehen daraus langfristige Vorteile. Der Reife-Vorsprung der älteren Erstklässler führt dazu, dass sie am Ende der Grundschulzeit ein deutlich besseres Leseverständnis aufweisen und mit einer höheren Wahrscheinlichkeit auf ein Gymnasium übergehen. Im Lichte dieser Ergebnisse erscheint der Nutzen einer Politik immer früherer Einschulungszeitpunkte fragwürdig, wenn sie nicht mit einer Berücksichtigung der unterschiedlichen Entwicklungsstadien, in denen sich die Kinder befinden, einhergeht. Die Erkenntnisse basieren auf einer neuen wissenschaftlichen Untersuchung, die von Patrick Puhani und Andrea Weber (beide an der Technischen Universität Darmstadt) durchgeführt wurde. Dabei wurden umfangreiche Schüler-Datensätze, die Informationen zum Einschulungsalter enthalten, ausgewertet. Die Studie berücksichtigt, dass das Einschulungsalter selbst von Eigenschaften der Schülerinnen und Schüler abhängen kann, die einen direkten Effekt auf die spätere schulische Leistung haben. So ist etwa zu vermuten, dass Spät-Eingeschulte häufig Kinder sind, die von Eltern oder Lehrern von vorne herein als weniger leistungsfähig eingestuft werden. Bei einem einfachen Vergleich von Kindern, die mit unterschiedlichem Alter eingeschult werden, würde man vernachlässigen, dass für diese Kinder, auch unabhängig von einem tatsächlichen Effekt des Einschulungsalters, Leistungsdifferenzen zu erwarten sind. Die verwendeten statistischen Methoden ermöglichen es, die Frage nach der Auswirkung eines höheren Einschulungsalters zu beantworten, ohne dabei einen solch unzulässigen Vergleich zu ziehen. Es werden unter anderem die Daten der Grundschul-Lese-Untersuchung IGLU für Deutschland herangezogen, um die Auswirkung des Einschulungsalters auf die Ergebnisse in dem im Jahr 2001 durchgeführten Leseverständnistest zu untersuchen. Für die verwertbare Stichprobe von rund 6.600 Viertklässlern zeigt sich, dass später Eingeschulte deutlich bessere Testergebnisse erzielen als früher Eingeschulte. Die Ergebnisse werden durch Auswertungen eines Datensatzes bestätigt, der Informationen zu allen Schülerinnen und Schülern enthält, die im Schuljahr 2004/2005 an hessischen Schulen unterrichtet wurden. Für eine Stichprobe von insgesamt 182.676 Kindern, die in den Schuljahren 1997 bis 1999 eingeschult wurden, ergeben die Untersuchungen, dass das Einschulungsalter einen signifikanten Einfluss auf die später besuchte Schulform (z.B. Gymnasium) ausübt. Die gemessenen Effekte beziehen sich auf Einschulungen, die auf Grundlage gängiger Regelungen erfolgen, für die der Geburtsmonat des Kindes entscheidend ist. So sind zumeist Kinder, die im Herbst oder Winter geboren sind, älter als Kinder in derselben Klassenstufe, deren Geburtstage in die früheren Monate fallen. Die Plausibilität der Ergebnisse wird auch durch eine kleine Umfrage unter 25 Schulleiterinnen und Schulleitern im Bundesland Hessen bestätigt. Die meisten Befragten beklagten dabei eine mangelnde Schulreife sehr junger Erstklässler, insbesondere bezüglich der Konzentrationsfähigkeit, der Überwindung von Frustration und der Selbstorganisation. Dabei stellen die Erkenntnisse jedoch keine Evidenz gegen frühes Lernen an sich dar: So bestehen gerade in Hessen positive Erfahrungen mit der Eingangsstufe, in der Schülerinnen und Schüler zwar jung eingeschult, aber gezielt und mit geeigneten Maßnahmen gefördert werden.

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